Deutschland erstickt an Bürokratie

Die Arbeitgeber stöhnen, Rentner finden es auch nicht toll, wenn sie jetzt Steuererklärungen abgeben dürfen, Arbeitnehmer sind genervt.

Schaut man sich einmal an, was das so an Lebenszeit und zuzüglicher Arbeit kostet, so kann es einem nur schlecht werden. Die Zeit, die alleine ein Arbeitgeber benötigt, um Daten von Angestellten in irgendein System einzupflegen, die könnte wahrlich effektiver genutzt werden. Eine solche Software kostet Geld, das kommt noch hinzu. Versprochen war einst weniger Bürokratie statt mehr.

Sie heißen MES Software oder tragen irgendeinen anderen Namen, und nehmen Zeit, die Unternehmen für andere Dinge fehlen, weil ansonsten angeblich nicht wirklich der erfasst werden kann, ob Arbeit gerecht und mit einem Mindestlohn bezahlt wird. Das Ministerium der Frau Nahles treibt die Bürokratie, den Mehraufwand in unglaubliche Höhen. Die damit verbundenen Ausgaben übrigens auch. Und schaut man einmal an, was Arbeitgeber mit einem Werkzeug wie der MES Software alles festhalten sollen, so fasst man sich wirklich an den Kopf.

Deutschland blockiert sich selber und immer mehr, kein Wunder, wenn Projekte so oft sehr viel länger dauern als geplant. Da rauscht dann ein neues Gesetz von oben auf jene herunter, das es umzusetzen gilt, und niemand fragt nach, warum es denn plötzlich bei anderen Dingen zu Zeitverschiebungen kommt, denn der Tag hat eben nicht mehr als eine gewisse Anzahl von Arbeitsstunden und Arbeitgeber können sich bei begrenztem Budget und Konkurrenzdruck neue Arbeitnehmer aus den Rippen schneiden, denn die, die solche Neuerungen plötzlich bedienen sollen, die wachsen auch nicht auf Bäumen, und das dafür notwendige Geld eben auch nicht. Und doch hält man fest am Glauben, mit mehr Bürokratie macht man den Arbeitsmarkt, die Unternehmen und die Arbeitnehmer fit für die Zukunft und Deutschland gleich mit.

Und es ist ja mit der Arbeitszeiterfassung alleine noch nicht getan, Unternehmen und ihre Angestellten haben ja oft auch noch mit völlig neuartiger Technik umzugehen, die eben nicht mehr so einfach wie früher zu bedienen ist, Menschen auszubilden, die sich damit befassen können, auch das braucht Zeit. Zeit, die, seien wir ehrlich, einfach irgendwann vor längerer Zeit nicht da war, die verpennt wurde, weil man Trends nicht erkannt hat, sie übersah, sich nicht rechtzeitig fit gemacht hat, für das, was jetzt wie ein Hammer und zugleich auf uns nieder prasselt. Weil heute wird eben so gut wie alles was mit Maschinen zu tun hat, an Computern erledigt, oder mit Hilfe von diesen.

Und dann erhält irgendein Mitarbeiter plötzlich ein umfassenderes Aufgabenfeld, dann soll dieser sich aus dem Stehgreif plötzlich mit einem Programm, wie es die MES Software darstellt, befassen können, obwohl der ursprüngliche Tätigkeitsbereich ein ganz anderer war, sich oft selber schulen, weil der neue Arbeitnehmer eben flexibel zu sein hat, quasi selbst-lernender Computer, Menschmaschine ist. Ansonsten kommt nämlich das Gesamtunternehmen zum Stillstand, wird outgesorced, der Arbeitnehmer weg rationiert, immer schneller, immer öfter, weil irgendjemand in immer schnelleren Abständen mit der neuesten Technik sich auskennt. Wie ein Computer der ständig und täglich upgedatet wird, so hat er zu sein, der neue Mensch. Nur, wie kurz sollen eigentlich die Abstände noch werden, in denen man Menschen durch andere ersetzen muss, und wie lange machen Arbeitgeber diesen Unfug eigentlich noch mit? Parteien unterstützen, die sich dafür mit Bürokratie bedanken?

Irgendwann ersticken wir an der Geschwindigkeit, weil dieses System einen Herzkoller bekommt und ihm die Luft komplett abgeschnürt wird. Mit einem liberalen Markt ist so ein Anspruch unvereinbar, wie man ihn sich verschnürt als Bürokratie-Paket politisch gerade basteln will.

Manchmal ist weniger mehr. Deutschland erstickt an Bürokratie. Zukunftsfähiger wird man dadurch nicht.

©denise-a. langner-urso