Welthandelsabkommen – Zynismus der Sozialgefüge zerstört

Das Welthandelsabkommen ist, so nennt es die Weltgemeinschaft „gescheitert“. Aber für indische Kleinbauern ist genau das ein Segen. Denn worum geht es denn generell bei solchen Abkommen, wer sind die Staaten, die jeweils am lautesten jammern? Deutschland zum Beispiel.

Und so steht dann im Tagsspiegel: Es geht auch ohne Indien.

Und im Artikel fällt dann die Maske, was beabsichtigt war so gut wie in jedem Satz:

Ökonomen versprachen sinkende Handelspreise, mehr Geld für Unternehmen, mehr als 20 Millionen neue Jobs.

Seit 13 Jahren feilschen die WTO-Mitglieder über eine umfassende Öffnung ihrer Märkte für Industriegüter, Dienstleistungen und Agrarprodukte. Zölle, Kontingente und Subventionen sollen so tief wie möglich sinken, am besten sollen sie ganz wegfallen.

Weshalb aber unterschrieb Indien den Vertrag nicht? Die Antwort findet sich in einem Beitrag vom Deutschlandfunk:

Indien macht eine dauerhafte Ausnahmeregelung zur Bedingung für seine Unterschrift, um Grundnahrungsmittel für Millionen arme Menschen subventionieren zu können.

Wie unsozial ist das denn

Und in einem Artikel steht beim Handelsblatt:

Bisher dürfen sich ausländische Unternehmen nicht an indischen Einzelhandelsketten beteiligen aus Sorge vor einer übermächtigen Konkurrenz für Millionen Kleinhändler.

Was erlauben Indien? Ein Sozialgefüge? …

Die Frage fällt mir dazu umgehend ein, unsozial gegen natürlich besonders gegen die Industrie und Wirtschaft Deutschlands uns der USA. Und wenn das Abkommen solche merkwürdigen Geheimberichte erlaubt, wie das TTIP und solche Klageverfahren, wie sie ja bereits seitens US Konzernen schon gegen Länder laufen, dann kann ich nur sagen, gut gemacht, Indien.

Die Staaten, die ein Interesse hatten, die hätten, wie in Deutschland üblich, doch zuerst Millionen von Kleinhändlern und Kleinbauern in Indien den Broterwerb genommen und so wie nach Afrika hätten unsere Lebensmittelkonzerne doch auch in diesem Falle damit begonnen, Geflügelabfälle und Co zu Dumpingpreisen zu exportieren, was für regionale Geflügelzüchter das Aus bedeutet hatte.

Vielleicht ist Indien in all seiner angeblichen Korruption ja intelligent, hat gesehen, wie dadurch erst viele Dorfgemeinschaften Afrikas, die durch die Aufbauprogramme von Entwicklungshelfern gerade eben neu überleben konnten, wieder dahin katapultiert wurden, woher sie kamen, bevor solche Entwicklungsprogramme griffen, in Abhängigkeit und Armut.

Hier wird jetzt argumentiert, Korruption, indische Korruption, edel sei der Westen, hilfreich und gut …

Aber wenn doch gerade die Korruption eben solche sozialen Nebenwirkungen hat, dass man dadurch das Überleben vieler garantiert? Oder ist das Überleben selbst gar die Korruption? Weil ja Arbeitsplätze in reichen Staaten dadurch nicht geschaffen werden?

Ist etwas erst nicht mehr Korruption zu nennen, wenn es per Klage vor Geheimgerichten erstritten werden kann, wenn man sich so Handelskonzerne von indischen Kleinsthändlern abstreitet? Ist der Westen so viel besser? Ist es besser, anderen durch Dumpingpreise ihre Jobs zu nehmen, ihnen unbedingt unseren Fleischabfall zu liefern?

Wie unsozial ist doch ein Staat, der an die Ärmsten denkt

Der Westen, seine Unternehmens- und Industrievertreter sollten sich was schämen! Jedenfalls so lange man in den USA Menschen vom Sozialsystem komplett abkoppelt, kein vernünftiges Sozialgefüge sehen will, und wir hier über die Höhe von Mindestlöhnen, in der EU von Millionen arbeitslosen Jugendlichen sprechen, denen wir nicht helfen. Aber ausgerechnet den Ärmsten der ganzen Welt soll mit dem Welthandelsabkommen angeblich geholfen werden.

Wer es glaubt wird selig! Helfen will man hier nur den Unternehmen und Konzernen gewisser westlicher Staaten, niemandem sonst. Punkt.

Genau- soll das korrupte Indien sich um seine Armen kümmern, wir kümmern uns derweil lieber um die Rechte von denen, die gentrifizierend unsere Städte überziehen, oder darum, dass es gewissen Steuerhinterziehern im Knast so richtig gut geht und Energieriesen keinen Schaden an der Energiewende nehmen, das ist wesentlich sozialer als an seine Ärmsten denken …

In diesem Sinne, einen schönen Restsonntag noch!

©denise-a. langner-urso