Friedrich Merz, und alles dreht am Rad

 

Als Friedrich Merz seinen Hut um den Parteivorsitz der CDU in den Ring warf, musste ich auch erst einmal schlucken, aber ich dachte mir, mal abwarten was da tatsächlich passiert, Ruhe im Karton, drüber schlafen, nachdenken. Alleine die großen Massenmedien konnten das nicht und können es noch immer nicht und schreiben sich die Finger wund, so als handle es sich dabei um einen Skandal. Hinzu kommt, wie so oft in dieser schnelllebigen Zeit, dass wer viele Klicks generiert auch viel verdient.

Und so haben wir jetzt den Salat, dass überall zuerst danach gesucht wird, warum dieser Kandidat schlecht ist und gar nicht gut sein kann. Da wird geschaut, warum es rein gar nicht angehen kann, dass Merz mit der Kanzlerin nicht auskommen würde, weil da war ja mal was, da muss doch Kränkung sein, also nein, das wäre unmöglich, und die Süddeutsche toppt alles, indem sie in der jetzigen Situation, in der die Kanzlerin ihren Rückzug angekündigt hat, aus diesem gleich noch ein „Männer gegen Merkel“ macht.

Ganz ehrlich liebe Medien: Mehr Trolling geht nicht, derweil es die Massenmedien ja heute selber mit Trollen zu tun haben und sich weder dagegen noch gegen Fakenews Schreier kaum erwehren können. Zuerst also einmal selber versuchen die schlechten, die negativen Seiten am Vorgang und Kandidaten zu finden.

Viel zu viele Küchenpsychologen

Und das ist der Fehler der großen Medien heute:immer zuerst den Skandal suchen, das Schlechte sehen, was bei einem Trump ja auch durchaus berechtigt war, denn dort handelte es sich tatsächlich um jemandem, der bösartiger, halbseidener und krimineller verwickelt nicht sein konnte und kann, was bei Merz aber derart unangebracht ist, dass einem die Worte dafür fehlen, denn selbst fast eine Woche nachdem Merz seinen Hut in den Ring geworfen hat, wird noch immer nach Gründen gesucht, warum Merz nun der denkbar ungeeignetste Kandidat überhaupt sein sollte und warum das die Republik erschüttern muss samt Parteienlandschaft und warum die Wähler jetzt eventuell Angst haben müssen. Ich sehe in dem Kandidaten allerdings eher eine Chance denn all das, wonach jetzt um der Klickraten willen, verzweifelt gesucht wird.

Schaut man sich an, wohin und warum Wähler wandern und woran es Parteien heute mangelt, so sind das Kandidaten die fast unbeschrieben sind, die niemand im Blick hat, und die auch charakterlich derart gestrickt sind, dass sie dem politischen Gegner Respekt zollen, selbst wenn sie ihn kritisieren, die aber nicht aus vollen Rohren wie ein Herr Seehofer oder Lindner ununterbrochen vom Aus oder der Seitenlinie feuern und ihn oder gar den eigenen Kandidaten, wie die Kanzlerin, beschädigen.

Die Wähler wollen Ruhe auch wenn es Differenzen gibt, und nichts ist charakterlich schwächer, als den Regierungschef nach außen und vor oder während Verhandlungen ununterbrochen zu schwächen, indem man selber ständig im Rampenlicht und vor Mikrofonen steht, so als sei die eigene Meinung der Nabel der Welt.

Es muss nicht immer Unfrieden sein

Seehofer und Lindner sind darin Weltmeister, und als ob all das nicht reicht, tingeln sie seit mehr als einem Jahr, Seehofer ja noch wesentlich länger, von einer Talkshow in die nächste, statt entweder gute Oppositionsarbeit zu machen oder andererseits ihr Ministeramt so gut zu erfüllen, dass es nach Arbeit ausschaut, denn dann würden da auch in jeder Hinsicht endlich Ergebnisse kommen, und da hat Seehofer nichts zu bieten außer ständig den Bürgern erzählen zu müssen, wie effektiv doch seine Grenzpolizei arbeitet. Doch gearbeitet wird an beiden Positionen eher nicht, Lindner ist zum Selbstdarsteller samt Abnickverein einer quasi Einmannpartei verkommen und Seehofer einer, über den man aus Mitleid vor dem Alter und damit verbundenen Gegebenheiten, aus Mitleid schon gar nicht mehr negativ schreiben mag.

Merz hätte in all den vergangenen Jahren übrigens ähnlich vorgehen können wie Lindner und Seehofer, doch es scheint eine seiner positiven Seiten zu sein, dass er genau das eben nicht getan hat, im Gegenteil, er war so gut wie in Vergessenheit geraten und meldet sich jetzt mit einer kurzen Pressekonferenz zurück, die zudem für die Medien auch noch zu kurz, dennoch aber hinreichend lang war, wenn es um die Beobachter und Wähler geht, wozu ich nur sagen kann: zur richtigen Zeit am richtigen Ort gewesen, sauber nach dem Motto: man sieht sich immer zweimal im Leben. Effektiver und besser geht es nicht.

Friedrich Merz ist in den letzten Jahren derweil nicht durch irgendwelche Skandale aufgefallen, er ist nicht irgendein VW-Chef, der jetzt seinen Hut in den politischen Ring wirft, was tatsächlich ein Skandal wäre, und er ist zudem wohl keiner, der sofort und ununterbrochen lospoltert, wenn etwas nicht so läuft, wie es ihm in den Kram passt.

Und ich erinnere mich auch daran, dass es vielen Mitmenschen, Wählern und auch politisch aktiven Mitgliedern aller Parteien in den letzten Jahren immer negativ aufgestoßen ist, wenn jemand nie etwas anderes getan hat, als vom Kindergarten in die Politik gefallen zu sein. Nur irgendwie muss ein Mensch sein Geld ja schließlich in der Vergangenheit verdient haben, denn jemanden, der völlig unbeschrieben und arbeitslos bis ins beste Mannesalter durchs Leben gegangen ist, der dürfte wohl kaum jemals plötzlich auf der Weltbühne erscheinen und dann wie ein Heiliger urplötzlich Verantwortung übernehmen können, um es einmal so zu beschreiben, so ein Mensch wird sich nicht finden lassen, es sei denn, man zimmert sich einen.

Ein Vorleben gehabt zu haben ist plötzlich schlecht?

Es wurde mir zu oft gesagt, einen ohne Lebenserfahrung und zu viel politisches Leben, quasi einen wie Amthor, den will man nicht, der hat sich hoch geschleimt, und jetzt kommt da einer, der hat im Hintergrund und nicht polternd gewirkt, und jetzt ist es auch wieder nicht gut. Sorry, aber jetzt sollte es gut sein, und ich halte Friedrich Merz tatsächlich für die logische Konsequenz der Politik der Bundeskanzlerin und wenn ich mir anschaue, wie hilflos jetzt die anderen Parteien, und zwar alle bis auf die Grünen rudern und abzusaufen drohen in Pöbeleien, so scheint das genau der richtige Kandidat zu sein, denn nach so einem muss anderswo erst noch gesucht werden und ich sehe weit und breit niemanden, weder in der SPD noch anderswo.

Friedrich Merz wirkt unverbraucht, obwohl er ja sicher durch viele Ämter und seinen Job nicht gerade wenig gearbeitet haben dürfte, er wirkt jünger als so manch anderer Politiker seiner Generation und er weiß wie man redet ohne jemanden zu verschrecken, das wurde gestern ziemlich klar. Und man kann mir sagen was man will, aber gerade durch seine vielfältige Erfahrung weiß er natürlich genau, wem man zu dienen hat, wenn man gewisse Ämter ausübt, nämlich denen, die einen bezahlen samt denen, die daran verdienen wollen, auch wenn das in seinem Fall Teilhaber und Aktionäre waren, und er kann aus seiner langen Erfahrung im Wirtschaftsbereich natürlich Stimmungsschwankungen gut analysieren, ging es dabei doch immer auch um Quartalsberichte und Ausschüttungen. Und der bösartigste Nationalismus ist doch der gewisser angeblicher „Hilfsbündnisse oder gewissen radikalen Parteien“, die von ominösen Mitmenschen wie von der etwa Deutschen Umwelthilfe stammen, die sich in der AfD sammeln, die tatsächlich jedwedes Wachstum zu behindern drohen, und die Welt ist eben größer als ein kleines Land, denn das könnte mit sich alleine überhauptnicht überleben und auch nichts umsetzen. Um einmal ein Beispiel zu bringen, in einer Welt die abhängig ist von Internationalismus und Vernetzung, von Vielfalt und die alleine auch Zukunft für Kinder und Enkel bieten, statt der durch Nationalismus und Populismus sowie Kurzfristigkeit und Egoismus drohenden Abschottung.

Und Organisationen wie Transparency, die umgehend aufmarschieren, wenn Medien nicht laut genug poltern, eventuell zu wenig prüfen, auch die braucht es nicht, wenn es darum geht, Kandidaten für Parteien zu finden, denn was soll denn der Unfug jedweden kandidaten umgehend schlecht zu machen, wenn in den Jahren nichts ans Licht kam, wenn krampfhaft gesucht werden muss, wenn man jedem Menschen erstmal das Schlechteste nachsagen, statt in ihm das Gute suchen sollte? dann lässt sich bei jedem Kandidaten garantiert etwas finden, dann findet sicher jemand auch was bei Spahn oder Kramp-Karrenbauer. Wollen wir das wirklich? Ich denke, dann sollten wir uns tatsächlich irgendeinen künstlichen Kandidaten bauen lassen, einen auf nur Gutes programmierten menschlich ausschauenden Computer wie es sie in Japan an Hotelrezeptionen gibt. Ich will aber lieber menschliche Kandidaten mit kleinen Fehlern und Krümmungen und Brüchen in ihrer Biographie.

Nun also meldet er sich zurück, wohl wissend, wie die politisch zu Bedienenden aussehen werden, denn die bestehen nun mal in der Realität aus Wirtschaft, Partei und Wählerinnen und Wählern gleichzeitig, denn Wirtschaft ist nun mal aus unserem Leben nicht wegzudenken, es sei denn, man will tatsächlich eine nicht existierenden Sozialismus, in dem jeder glücklich und zufrieden ist, wo jeder dasselbe hat, wie der Nachbar, wo es jedem gleich gut geht, jeder gleich viel verdient, und den es nie gegeben hat und in dieser Form nie geben wird.

Und auch wenn ich mir jetzt vielleicht viele Feinde mache, wenn ich mit einem Shitstorm überzogen werde, kann ich nur sagen, Friedrich Merz ist ein seltener Glücksfall für die CDU, sie sollte dankbar sein, ihn in ihren reihen zu haben, und es wundert mich nicht, wenn die anderen Parteien, speziell die SPD demnächst noch mehr rudern wird als derzeit. Was ich aber auch sehe, ist, warum die Menschen immer öfter zu den Grünen tendieren, eben weil dort ein tolles Spitzenduo vorhanden ist. Und übrigens, warum wird Merz ununterbrochen unterstellt, er könne mit Merkel am wenigsten?

Einfach mal die Klappe halten

Ich denke, er wäre tatsächlich der beste Kandidat, denn dass er kann, das hat seine Zurückhaltung in den letzten Jahren bewiesen, und ich würde ihm vorerst nicht einmal Ambitionen ins Kanzleramt selbst unterstellen, ich bin der Meinung, da wurde sich viel zu oft geirrt, ununterbrochen in alles zu viel hineingedeutet. Friedrich Merz mit seiner Erfahrung aus vielen Bereichen kann tatsächlich mit diversen Gruppen, kann wirklich Brückenbauer werden, wenn man ihn nicht vorab tot schreibt, tot redet, hoch jubelt, ihn einfach gewähren und machen lässt. Meckern kann man später immer noch. Es liegt aber an uns allen, aus ihm keinen zweiten Schulz zu machen. Politiker sind keine Götter, sie sind einfach Menschen wie du und ich mit Mängeln, Fehlern und eben auch vielen guten Seiten. Ganz einfach endlich einmal abwarten und schauen, was da so kommt.

Zuerst einmal kommt er quasi zur rechten Zeit als Brückenbauer und Sanierer, der Rest steht in den Sternen, wobei ich mir in einer nicht zu fernen Zukunft übrigens einen Friedrich Merz samt einem Vizekanzler Habeck gerade in diesen unruhigen Zeiten, und die werden wir ja noch länger erleben, übrigens gut vorstellen könnte, aber das ist nur meine ganz persönliche Meinung, denn beide Herren sind ausgesprochen vernunftbegabt und wesentlich mehr in sich selber ruhend als zum Beispiel ein Herr Lindner. Und übrigens, dass es in der AfD so lange derart ruhig ist, das wundert auch nicht, weil zu Merz muss man erstmal etwas basteln, finden, suchen, und das ist gut so, denn da wird noch ausreichend kommen. Und trotzdem, dieser Kandidat, dieser Herr Merz, der könnte tatsächlich dieser Partei Stimmen und Wähler abjagen, meine Meinung, aber schon deshalb finde ich, es ist gut, dass er sich der CDU anbietet, denn in diesen Zeiten, wer will da schon freiwillig in die Schußlinie außer denen, die das schon immer wollten, die sich andienten, die zu oft nicht warten konnten, die egoistisch waren, denen selber kaum etwas einfiel, die selber kaum Ideen hatten, die sich beugten und nickten? Eben!

Und ich als Wählerin wünsche mir einfach mehr Gelassenheit statt Hyperhype und Schnappatmung, nicht nur von den Medien, denn genau daran krankt diese Gesellschaft, krank das System, daran, dass immer öfter und schneller in und aus allem ein Weltuntergang und Skandal gesucht und gemacht wird, wo gar keiner in Sicht ist …

©denise-a. langner-urso