Sarrazin disst sie alle

Sarrazin verlässt freiwillig die Bundesbank und nimmt damit all seinen Widersachern den Wind aus den Segeln.

Wulff kann aufatmen, denn ihm wird eine Entscheidung abgenommen, die erste wichtige seiner Amtszeit, und diese hätte nur, egal wie, ein Fehlentscheid sein können. Und trotzdem bleibt ein übler bitterer Nachgeschmack der Befangenheit des Mannes, der über den Dingen zu stehen hat, der wissen muß, wann er zu schweigen hat..

Anstand hat der Mann Sarrazin also doch noch am Ende, mehr als alle, die ihn vorzeitig abgeurteilt haben. Wulff mag dieses Mal gerade eben noch so davon gekommen sein, und hoffentlich haben er und Merkel daraus etwas gelernt: Manche Dinge sollte man lieber Erwachsenen überlassen.

Sarrazin hat diese Runde für sich entschieden, kann er so doch aufrecht gehen, und beweist damit mehr Anstand als Harry aus dem Norden oder ein gewisser Bürgermeister aus Duisburg.

Und was bringt das alles nun? EIne Debatte, die wie lange dauert?

Eines ist klar, die Parteien müssen begreifen, dass sie auch vermehrt sich um das Befinden des Straßenmobs zu kümmern haben, anstatt teuer zu urlauben, zu reisen, zu speisen. Sarrazin hat dem Volk aufs Maul geschaut und einem nicht kleinen Teil desselben aus der Seele gesprochen. Sarrazin hat aufgezeigt, wie hilflos Politik wirklich ist, und wie wenig handlungsfähig, und das ist auch gut so. Lange wird sich nun die Regierung Merkel nicht mehr selbst zerfleischen können, dann schlägt der Zorn vielleicht noch in ganz anderes um, agiert doch Politik mehr wie auf der Treibjagd, als der Fuchs, ständig das Bellen der Bluthunde der Wirtschaft im Rücken.

Das Volk hat verwundert festgestellt, ein Einzelner kann einen Proteststurm losbrechen, wehe, wenn sich viele zusammenrotten.

Auch etwas anderes aber sollte als Warnung im Raum stehen. Die großen Parteien bestehen aus Selbstdarstellern, und das ist dem Pöbel ein Dorn im Auge, er will Lösungen, auch für seine Probleme. Und dieser Pöbel kann eines nicht mehr hören, boomt die Wirtschaft, und stehen Tarifauseinandersetzungen an, so droht am selben Tag, quasi in den selben Medien, bereits die Wirtschaft zusammenzubrechen. Das Volk, das sich als dumm beschimpfen lassen muss und als billiger Leiharbeiter keinen festen Job und niedrige Löhne kassiert muss gleichzeitig mit zusehen, wie dieselbe Wirtschaft 500.000 Arbeitskräfte anwerben will, nur eben nicht aus dem eigenen Pool.

Der Bürger, er wurde lange genug an der kurzen Leine gehalten und war mit einem Maulkorb versehen. Wehe, wenn so ein Kampfhund losgelassen wird…

©denise-a. langner-urso

Unsouveräner Kuhhandel

Foto-Wikimedia


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