Seehofer – Wenn das Innenministerium Angst statt Heimat schafft

 

Maaßen, so dachte ich, schlafe eine nacht drüber, vielleicht sieht die Entscheidung Seehofers am nächsten Tag ja etwas besser aus, aber nein, Alpträume die einen nicht schlafen lassen. Denn wohin Maaßen stolpern würde, nämlich nicht nur nach oben, sondern direkt an eine Stelle, wo man ihn ununterbrochen vor Sicherheitsdiensten samt martialischer Montur zum Angriff auf alle, die Demokratie und Rechtsstaat verteidigen wollen, blasen und schwer bewaffnet als erster losballern sieht, das war dann doch zu viel.

Der Verantwortliche prägt, gibt den Ton vor, und welche Töne das sein werden, das hat Maaßen ja in der letzten Zeit wohl bewiesen. Mit dem Brecheisen gegen Wahrheit und am liebsten gegen jedwede Vernunft, Vorverurteilung, das recht selber. Eine massive Verschlechterung die Angst macht, und ich finde ohnehin, derzeit schaut die Polizei oft eher nach Soldaten im Krieg als nach Schutz aus. Und das macht Angst, noch mehr Angst als ohnehin, denn ich wusste schon in den letzten Jahren kaum noch, wie ich mit solchen Beamten umgehen sollte. Sie schüchtern mich massiv ein. Sicherheit sieht anders aus.

Ich war immer in Panik, wenn wir an die grenze der DDR kamen, weil man von Berlin ja Transitwege nutzen musste, und so fühle ich mich jetzt in dem was Seehofer als Heimat sieht, schon länger. Mit Heimat hat das nichts zu tun, überhaupt nichts, denn Heimat bedeutet Sicherheit und nicht Angst vor der eigenen Polizei, ja gar Unsicherheit, wie der Beamte mir gegenüber tickt, ob er mich als Menschen oder Bedrohung sieht, und in dem Zusammenhang erwähne ich auch, die Ansprache, selbst wenn man wegen massiver Ruhestörung mitten in der Nacht um Hilfe bittet, finde ich grenzwertig, und das schon länger. Ich fühle mich alleine durch das Auftreten eingeschüchtert, ja, ich habe sogar den Eindruck, die Beamten fühlen sich durch mein Anliegen gestört.

Früher hatte ich dieses Gefühl nicht, im Gegenteil, da besprach man solche Dinge oft mit dem in der Umgebung auf Streife Gegenden Kontaktbereichsbeamten, den kannte man persönlich, der kümmerte sich, grüße freundlich und klingelte hin und wieder und fragte nach dem befinden. In dieser zeit empfand ich die Polizei als tatsächlich Freund und Helfer.

Lang, lang ist es her, ich fühle mich derweil eingeschüchtert, weil alles so martialisch geworden ist, samt Ansprache. Anders, ich sage es nochmal, ich fühle mich wie zu der Zeit, wenn wir die DDR durchqueren mussten. Ist das der Sinn der Polizei? Ich denke nicht, doch genau das ungute Gefühl verschärft Seehofer nochmals massiv, und die Beförderung Maaßens ist da noch das geringste Übel, ich habe nämlich den Eindruck, ein sturer alter Mann, der wohl nie mehr im bunten Heute voller Vielfalt und eigentlich Freiheit ankommen wird, scharrt radikale Verfechter des Gegenteils um sich und baut einen Überwachungsstaat mit tausenden kleiner schwarzer Sheriffs, die jedwede Grenze überschreiten dürfen, ohne dass daraus für sie Nachteile entstehen, auch wenn nachträglich deren Wahrheit sich als Lüge erweist.

Und ja, mir machen auch gewisse Gerichtsurteile immer öfter Angst, so wie das, welches einem ausgetickten Bürger Waffenbesitz erlaubt, weil dieser zur Meinungsfreiheit gehört. Nein, ich denke ununterbrochen, ich bin im falschen Film, in einer Art riesigem Escape Game, in einem Alptraum, und wache irgendwann auf. Doch die Realität ist eine andere, und immer mehr wird der Rechtsstaat durch jene bedroht, die ihn und die Bürger von Seehofers neuer Überwachungsheimat schützen sollen. Mit Seehofer wird doch jeder Bürger zum Feind, der nicht zu seinem kruden Weltbild passt, einschließlich stinknormaler Demonstranten, die sich tatsächlich um Demokratie und Rechtsstaat in nach rechts und rückwärts driftenden Zeiten, sorgen.

Heimatgefühle will Seehofer schaffen? Danke, er schafft genau das Gegenteil, ich nämlich habe Angst vor dieser neuen Heimat. Ich will mich zu Hause wohl fühlen, und das kann ich nicht mehr, im Gegenteil, denn im Zweifelsfall scheint die Unschuldsvermutung nicht mehr zu gelten, und wenn sich Unschuld herausstellt, so wie gestern nach dem Freispruch nach Chemnitz, dann wütet erst Recht der Mob, dann sitzt da eine Sprecherin der wohl Staatsanwaltschaft, der man mehr als deutlich anmerkte, wie seht sie das Urteil ankotzt. Danke auch für die zuzüglichen Zweifel an Staatsanwälten, Richtern und Gerichten …

Ich will mein Sicherheitsgefühl und jene Freiheit zurück, die ich vor dem Fall der Mauer in Berlin und in der Anfangszeit danach hatte, da war kurzfristig tatsächlich Heimat auf die man stolz sein konnte.

©denise-a. langner-urso