US-Wahlen: Medien am Rande des Nervenzusammenbruchs

Eins vorweg, die ständigen Wahlumfragen nerven, alle vier Wochen würde auch reichen, damit einher gehen aber auch dauernde: Was wäre wenn, wer könnte mit wem, Spekulationen.

Getoppt wurde all das jetzt gestern am Wahlabend. Wie immer zuerst auf CNN geschaut, wo man sich irgendwann nur noch für Florida interessierte, wo die Spekulationen einen nie gesehenen Höchststand in unendlicher Geschwindigkeit erreichten.

Zu BBC gewechselt, und gedacht: was für Untote hat man da denn nur auf die Menschheit in unendlicher Langsamkeit, die an Untote in Onlinespielen erinnern, losgelassen. Mehr Unterschied zwischen CNN und BBC ging nicht.

Mal gucken, wie die Programme ARD und ZDF den Wahlabend gestalten, auch die arbeiten derweil ja irgendwie halbwegs hilflos mit ähnlichen Analysetools, auch da eine Spekulation nach der anderen.

Vielleicht macht Phoenix ja den Unterschied, also erneut das Programm gewechselt, und dort von Berichten überfallen worden, die bereits in gefühlt einer Millionen zuvor gesendeten Beiträgen versanken, Wiederholung, Wiederholung, Wiederholung, so eben, wie es dort schon seit Tagen ging, als ob man an allen Ecken und Enden sparen müsste, und man kein Geld habe, einfach einmal etwas Neues zu produzieren. Gefühlt aber läuft das bei Phoenix so ohnehin seit Jahren, so wirklich dauerhaft und schnell vor Ort ist da nichts, wie in anderen unserer Sender übrigens auch meist nicht.

Man kann ja nun einmal gucken, was Massenmedien wie Tagesspiegel, Spiegel und Co, was New York Times so drauf hat, und da war dann an Seitenchaos bis Unübersichtlichkeit und ewig langen schriftlichen Wahlanalysen, bis Wahlberichterstattung hinter Paywalls so ziemlich alles vorhanden. Paywalls haben übrigens aus meiner Sicht bei großen politischen Ereignissen, die alle Welt bewegen und interessieren, ohnehin nichts zu suchen, denn damit füllt man dann eventuell die eigene Kasse, diskriminiert aber alle Menschen, die sich teure Medienberichte einfach aufgrund fehlender Gelder nicht leisten können, was ich nicht nur für diskriminierend halte, nein es widerspricht auch dem Recht sich umfassend bilden und informieren zu können, was so wichtig ist in diesen Zeiten, nicht nur wenn es um Wahlen geht.

Irgendwann war man es dann leid, dass kaum irgendwo erklärt wurde, weshalb es in einigen Bundesstaaten so gar nicht mehr vorwärts ging, was am dortigen Wahlrecht liegt, denn in Pennsylvania etwa ist es so, dass die Briefwahlstimmen erst nach den anderen Stimmen ausgezählt werden dürfen. Aus meiner Sicht macht das Sinn, denn wer weiß, was so alles durchsickern kann, könnte die Vorauszählung entweder Wähler vom Wählen abhalten oder sie sogar noch zur Wahl bewegen.

Als nächstes muss jedem klar sein, Wahlhelfer wachsen nicht auf Bäumen, zuerst das eine, dann das andere danach, und bei der Briefwahl kommt hinzu, sie läuft über mehrere Stationen, derweil die ersten Urnen geöffnet werden, sind andere damit befasst Briefe zu öffnen, andere damit zu garantieren, dass diese Zettel auch in die Zählmaschinen eingelegt werden können, was bedeutet, sie müssen wenigstens halbwegs glatt sein. Erst dann kann die Zählmaschine ihren Dienst tun.

Als letztes Ärgernis sei genannt, es ist unglaublich, dass unterschiedliche Medienauftritte unterschiedliche Zahlen haben, dass über ewig lange Zeiten CNN seine Zahlen nicht änderte, weil man dort eben noch immer mit Florida befasst war und sich in Spekulationen erging. Und heute? Noch immer streckenweise unterschiedliche Wahlstandszahlen und hunderte Artikel von A-Z, ohne Aussage, Klickbaiting, Kampf um Einschaltquoten.

Sorry Medien, ihr nervt. Ihr mögt ja am Rande des Nervenzusammenbruchs sein, weil ihr noch keinen Wahlausgang vermelden und erneut Analysen in hundertfacher Seitenstärke drucken oder online stellen könnt. Ich bin nicht bereit für noch mehr Adrenalin, noch mehr Herzrasen. Ich warte einfach ab, bis tatsächlich das Wahlergebnis vorliegt, und eure weiteren täglichen Umfragen, wöchentliche Analysen und Spekulationen könnt ihr euch auch in den Allerwertesten schieben. Ihr nervt.

©denise-a. langner-urso