Von Klimawandel, Green-Washing und „Geplanter Obzoleszensblindheit“

Dass wir und in schwierigen Zeiten befinden, dürfte jedem derweil klar sein, der genug Zeit und Lust hat, mitzudenken. Doch zumindest aus meiner Sicht war das niemals anders, in keiner Generation zuvor. Unsere Groß- beziehungsweise Urgroßeltern machten zwei Weltkriege durch und hatten danach mit Zeiten des Wandels zu kämpfen, Frauen wie Männer, wenn es um mehr Rechte der ersten ging und geht, später kamen die 68iger, die Atomkraft, der Fall der Mauer und ständig standen ganze Generationen samt der Wirtschaft vor massiven Problemen. Wer auf Wandel vorbereitet war, weitsichtig, vorausschauend, der überlebte.

Das betrifft und betraf Individuum wie Gesamtwirtschaft. Und in allen Phasen prallten massiv Generationen gegeneinander, was zu modernen Begriffen wir Generationenkonflikt oder Generationengerechtigkeit führte, zu Wortschöpfungen, die im Laufe der Zeit entstanden.

Es war nie anders als heute, man muss es nur sehen wollen

Als ich klein war, gab es grauenvolle Bilder aus Biafra, falls sich jemand damit befassen mag, dann aus Tschernobyl und so fort. Fernsehen und später Internet führten dazu, dass sich anscheinend Katastrophen häuften, was nicht so ist, denn sie gab es immer, sie kamen hier wegen langsamer Nachrichtenübertragung nur nicht derart schnell an und brannten sich ein, dazu brauchte es die Wucht von Bildern, mehr Zeit und auch mehr dessen, was heute Reichtum genannt wird, denn je mehr Menschen bestimmte Hilfsmittel nutzen können, umso mehr Menschen können sich an politischen Diskussionen beteiligen.

Auch das war früher nie anders, denn welcher Arbeiter zu Beginn des 20. Jahrhunderts, hätte sich täglich eine Zeitung kaufen können, die uns heute lächerlich billig erscheint, zu jener Zeit aber wegen eben zeitlich ebenfalls niedriger Hungerlöhne und wesentlich schlechterer Bildungschancen noch viel teurer und für mehr Menschen unfinanzierbar war, denn man war froh, konnte man sich wegen massiver Inflation überhaupt etwas zu essen leisten.

Kirche, Politik, Korruption

Diese Zeiten sind zum Glück vorbei, bei Interesse ist Bildung und Teilhabe wesentlich leichter möglich, auch wenn einige politische Parteien und ihre Anhänger das anders sehen wollen, denn ansonsten könnten sie sich gleich auflösen. Und wer ganz ehrlich ist, der muss irgendwann zugeben, dass speziell die Kirche einen massiven Anteil daran hat, dass es in großen Teilen der Welt den Menschen bis heute nicht besser geht, als zu Zeiten, als Biafra in aller Munde war, im Gegenteil, auch dort passierte Wachstum, auch dort gäbe es massiv verbesserte Chancen, würde man genau hinschauen und nicht zulassen, dass Korruption ebenso radikal wuchert wie ungebremste Wirtschaft anderswo, dass es aber wesentlich schwerer ist, diese zu bekämpfen, weil wir bei uns kaum hinterher kommen, wenn es darum geht, Steuern zu erheben und Modernisierung umzusetzen, weshalb in gleichem Maße eine Bürokratie gewachsen ist, die Ihresgleichen sucht, was wiederum für Unternehmen massive Kosten verursacht und Wachstum, das es braucht, um Teilhabe zu ermöglichen, verringert. So viel dazu, das soll genügen.

Spaltung geht immer

Jetzt also treffen clashen erneut massiv Generationen, diesmal geht es um Klimawandel als Hauptthema, erneut um Geschlechtergerechtigkeit und die Behandlung von Menschen aus anderen Teilen der Welt, und es mag zwar so ausschauen, als sei das alles nagelneu, ist es aber nicht, nur das Internet und damit der Reichtum vieler, ist derart gewachsen, dass es scheint, als würde heute politisch massiv mehr passieren, mehr protestiert werden als zuvor, was nicht der Fall ist, nur hat sich all das nach vorwiegend, auch Pandemie-bedingt, verlagert, von der Straße ins Netz, war aber dennoch in keiner Generation zuvor anders als derzeit, ebenso massiv und spaltend.

Naivität verwächst sich

Auch die Naivität, die Welt radikal ändern zu können, wenn man nur laut genug und intensiv genug fordert und sich in Daueropposition begibt, hat sich nicht verändert, viele derer, die einst gegen Atomkraft protestierten, egal wie radikal, sitzen heute in warmen Einfamilienhäusern und beobachten die Versuche doch endlich zu schaffen, woran Generationen zuvor gescheitert sind und auch weiterhin scheitern werden, weil man zwar reich gut reden hat, am Ende aber gegen Menschen wie Bolsonaro wenig ausrichten kann, wenn man tausende Kilometer entfernt protestiert, und die Welt hat andere Interessen, als weltweit für Regime-Changes zu sorgen.

Die Zeiten sind vorbei, da wurde international gelernt, auch aus Afghanistan, dass solche Versuche zum Scheitern verdammt sind, wenn die Gesamtgesellschaft von Staaten viel zu arm und regimeabhängig ist, um überhaupt etwas beitragen zu können zudem, was letztlich folgenden Generationen in ihrem Staat helfen würde, und letztlich ist Abhängigkeit der eigenen Kinder auch bequem, wenn von Seiten korrupter Staaten und dortiger Sicherheitsbehörden des Staates, kein Wille da ist außer dem, die eigene Macht zu erhalten, weil alleine Abhängigkeit und Gehorsam dazu führen, selbst zur Elite gehören zu können. Und man muss nicht nach Brasilien schielen, ein Blick nach China oder Russland ist völlig ausreichend. …

Erfahrungen muss jede Generation selber machen, leider ist sie nicht vererbbar

Zur Ehrlichkeit gehört auch, im Alter wird man weise und betrachtet die Dinge mit mehr Erfahrung als zuvor, viele Dinge, die nicht zu ändern waren und sind, haben zu viel an wertvoller Lebenszeit gekostet, durch zu viele sinnentleerte Proteste, und oft auch zu viele Menschenleben. Politik und Wirtschaft können in bestimmten Bereichen gar nicht ändern, was dringend geändert werden müsste. Und mal von der Wirtschaft her betrachtet: diese muss sich einstellen auf leichtgläubige junge Menschen, sich ständig wandeln, weshalb dann angeblich viel bessere Produkte auf den Markt kommen, für die Altprodukte entsorgt werden, die ihre Lebenszeit noch lange nicht erreicht haben, wie Autos etwa, für die dann massiv mit dem Geforderten geworben und politisch extrem gefördert wird.

Das schlimmste Beispiel heute: Schuhe mit angeblich besserer Klimabilanz. Wahnsinn, wenn von etwas mehr produziert werden muss, wie von essbaren Strohhalmen und Co, kann die Bilanz gar nicht besser sein, und wenn man massiv mit chemischen Verbindungen arbeiten muss, um Dinge haltbar zu machen, gibt es erneut Schäden an Immunsystemen, die zu Allergieen führen, die man heute zwar als sauber feiert, deren Wirkung aber erst Dekaden später sichtbar werden, wie beim Glyphosat.

Umweltfreundliche, fast klimaneutrale Schuhe wie Autos, für die zuvor fast neue Wagen vernichtet werden müssen, kann es nicht geben, basta, man muss sich nur damit befassen und auseinandersetzen, wozu junge Menschen meist zu naiv sind, was ihnen nicht mal anzukreiden ist, aber bei genauem Hinschauen, werden diese gefeierten Neuprodukte eher schlechter abschneiden, denn besser, denn kürzere Haltbarkeit bedeutet auch: Gewollte Obsoleszenz und somit gewinnt Wirtschaft genau da, wo man sie bisher massiv bekämpft hat, und die, die solche Produkte feiern, bekommen nicht mal mit, was tatsächlich gerade passiert.

Neue Farbe – nichts im grünen Bereich

Es ist zum Haare raufen, dass niemand sich mit Green-Washing und Geplanter Obzoleszensblindheit jener befasst, die meinen, sie hätten die Weisheit in jungen Jahren mit Löffeln gefressen, befasst, samt einer damit sich erneuernden, sich einfach an Wahnsinn anpassenden Wirtschaft, die schlicht gebraucht wird, um zu liefern, was junge,hippe Lattekonsumenten wollen, die Obzoleszens-blind sind und wenig nachfragen, wenn nur genug Bloggerbunthaarfrisuren ihnen die Ware in bunten Clips auf youtube, Tik-Tok oder anderswo andrehen wollen, die sich dabei dumm und dämlich verdienen, und am Ende doch genau solchen Schrott verkaufen, wie ihn viele Generationen zuvor auch gekauft haben.

Und was im Bereich C=2 Minderung abläuft, läuft ebenso auf den Bereich Sklaverei umgemünzt und in vielen, vielen anderen Bereichen, die derzeit wegen der Flutkatastrophe gerade nicht im Fokus stehen, ebenfalls wie vor Jahrtausenden und Jahrhunderten, und es wird sich auch da nichts ändern, wenn hier ganz Europa ins Hüpfen verfällt, und ebenso wird es von jeder neuen Generation angesprochen werden, und wieder und wieder wird man die Schuld auf Eltern, Großeltern oder Urgroßeltern schieben. Und auch Generation Greta wird daran nichts ändern können, so einfach ist die Welt eben nicht, wie man sie sich gerne backen würde.

Aber Hauptsache, es ist ein politisch korrektes, hinterhältiges Green-Washing Label drauf. Oh Menno! Und zur Belohnung geht es ab zu Mc Donalds, einen Veggieburger fressen, der für den Körper samt aller zugefütterten Adds in Tablettenform nicht gesünder ist, als alles, was die Eltern dort auch schon zu sich genommen haben. Herr wirf Hirn vom Himmel!

@denise-a. langner-urso