Wahlhilfe benötigt? Auf die Mimik kommt es an!

 

Ist außer mir eigentlich schon irgendwann noch jemand darauf gekommen, sich die vielen Diskussionsrunden von und mit politischen Akteuren einmal mehrfach anzuschauen, und zwar mit und ohne Ton und sich einmal damit zu befassen, was nicht laut gesagt, im Hinterkopf aber gedacht, gefühlt wird? Was nur schwer unter Kontrolle zu bringen und nicht zu verbergen ist? Nein?

Dann wird es dafür Zeit, denn natürlich achtet jeder Politiker sehr genau auf das was er sagt, wen er vertritt, nämlich eine bestimmte Klientel, und dabei hat er unter Umständen auch bereits Vorstellungen für eventuelle Koalitionen. Auch die Gestik, die benutzt wird, wird immer öfter genau überlegt eingesetzt, weil sie bestimmte Effekte auf das gegenüber hat, was aber so gut wie nicht kontrollierbar ist, ist die Mimik, also der jeweilige Gesichtsausdruck, und die Gefühle, die über die Mimik, Bewegungen des Kopfes und auch der Augen bewirken und ausdrücken.

Die gestrige Sendung, die bei Anne Will lief, ist hervorragend dazu geeignet, sich sie vielleicht noch einmal ohne Ton anzusehen, denn was da im Gegensatz zum Gesagten in den Gesichtern ablief, das ist mehr als verräterisch, das ging so weit, dass man erkennen konnte, wie gelangweilt streckenweise zum Beispiel Svenja Schulze von der SPD streckenweise war, wie uninteressiert an anderen Aussagen, wie abwesend, was darin gipfelte, dass sie unbemerkt für sich selber, die Frau Guck-in-die-Luft gab.

Wie kommt so etwas an, was sagt es aus, was bemerkt der Zuschauer davon? Ich behaupte: sehr, sehr viel, viel mehr als es gut ist, denn auch die Reaktion läuft bei diesem ja unbemerkt, ist aber ausschlaggebend, wenn es um Wahlentscheidungen geht.

Herr Latschet hatte ein sehr breites Spektrum an Mimik, man merkte daran mehr als deutlich, wie lächerlich er so manche Aussage fand, teilweise überzog das Gesicht ein schon fast spöttischer Gesichtsausdruck, er konnte kaum glauben, was er eben gehört hatte.

Bei Herrn Lindner kann man derweil sehr gut beobachten, wenn es sich ertappt fühlt wie ein Kleinkind, dass er sich eigentlich schämen müsste, alleine Michael Vassiliadis hat sich im Bereich Mimik besser im Griff als die anderen Diskutanten, aber in seiner Position muss man auch über ein besonders erstarrtes Pokerface verfügen, sonst übt man diesen Job ohnehin nicht lange aus, sollte man überhaupt dazu fähig sein, so hoch aufzusteigen, wie er.

Wer also unentschieden ist, wenn es um Wahlen geht, aber auch alle, die meinen, sie wüssten genau, was ihre bevorzugte politische Richtung ist, für all die lohnt sich ein zweiter Blick in jedem Fall, will heißen, eigentlich für jeden, der wählen will. Mimik und der zweite Blick konzentriert nur darauf, völlig ohne Ton, nachdem man das gesprochene Wort vernommen hat, lohnt sich in jedem Fall. Erst dadurch wird einem nämlich viel bewusster, wo jemand, oft aber auch, wo man selber tatsächlich steht, und wer vielleicht eben doch nicht die Wahrheit gesagt hat, wem sein Job eher überhaupt nicht liegt …

©denise-a. langner-urso