„Wir“ populistisch, lobbyistisch verwöhnten Wohlstandskinder

Ich beginne mit einer Überschrift, die merkwürdig aussehen mag, ich verallgemeinere bewusst, denn ich möchte versuchen zu erklären, warum jeder Einzelne und damit meine ich wirklich jeden Menschen, der die Gnade hat, in diesem Land zu leben, wenn man einmal, nur ein einziges Mal in sich hineinhört und ehrlich ist, zu diesem obigen „Wir“ gehört. Jeder, ohne Ausnahme.

„Wir“ sind Müllmotoren

Ich verlinke hier einen Miniartikel aus dem Tagesspiegel, denn durch diesen ist mir die Idee zu meinem Kommentar gekommen, ist mit bewusst geworden, welches Problem „Wir“ in unserer Stadt, in diesem Land eigentlich haben, denn in ihm sind alle beschreibenden Wörter verlinkt, und diese zähle ich hier einfach einmal nacheinander zum nachdenken, eher Mitdenken und Nachvollziehen auf, weil eventuell nur so klar wird, worauf ich hinaus will.

Massen, Motorboote, Schrott, Müll, Motor, Boote, Wanderer, Wasserwanderer, Jugendliche, röhrende, Hausboote, Haus, Verkehr, Umwelt, Ordnung, Ordnungsamt, Wasserschutzpolizei, Polizei.

So viele Worte, die auch in vielen anderen Zusammenhängen immer wieder erwähnt werden, so viele längere Sätze, die man anders gesetzt aus einem einzigen Artikel auf andere Probleme schreiben kann, und irgendwo findet sich da zwischen diesen Worten jeder aus dem Überschriften-“Wir“ wieder, regt sich beim Lesen an irgendeinem Reizwort auf, wird umgehend Populist, Lobbyist, hin und wieder beides in einer Person, Jeder. Jeder der hier lebt. Wer anderes behauptet lebt entweder auf einem anderen Planeten oder er heißt Münchhausen.

Ich will hier auch keine einzige irgendwie als irgendetwas bezeichnete Gruppe von Mitmenschen ausnehmen, keine einzige und tue das ganz bewusst nicht. Keine Gruppe ausnehmen, sonst wird nicht bewusst, was bewusst gemacht und erörtert gehört, denn sonst bekommen „Wir“ uns nie in den Griff, können viele Probleme nicht diskutieren, spalten uns immer weiter und reden ständig aneinander vorbei statt in vernünftigem Umgangston miteinander.

„Wir“ sind das Problem, die Ursache

Nehmen wir aus der oben erwähnten Aufzählung ein einziges Wort: Müll. Jetzt schauen wir uns an, was Müll ist, wie „Wir“ mit ihm umgehen, woher er kommt, wo er landet, landen sollte, einfach nur das, was „Wir“ Müll nennen, was „Wir“ und andere mit diesem tun. Es gibt anderswo, weit weg von uns Menschen, die bauen aus unserem „Müll“ Häuser, andere leben davon, dass sie ihn uns recyclet zurücksenden, und jetzt sage ich etwas sehr kritisches: die, die von dieser Rücksendung leben, sich davon in allerkleinstem Rahmen irgendein klitzekleines Leben ermöglichen und dabei noch lachen und singen, es sich leisten können, davon so viel zurück zu legen, dass sie eins ihrer Kinder auf die Reise nach hier gehen lassen können, die gehören für andere bereits wieder zu den Superreichen, und diese Menschen werden vermutlich ebenso bewundert wie verteufelt, wie wir es in unserer Gesellschaft auch erleben, die mit ihrem Reichtum nirgendwo anders mehr hin weiß als auf Haus- oder Motorboote, und die es sich leisten kann, diese in regelmässigem Tonus auch noch irgendwo hier als Müll vergammeln zu lassen, an anderer Stelle stehen auf Wiesen, in Parks und Wäldern Pizzakartons, Essensreste, die hier bei uns gesammelt werden, von irgendwem, der hier bei uns hungrig ist, oder von Menschen, die diese selbst für sich oder andere noch irgendwie verwerten, und das beginnt ja schon viel früher, nämlich bei Fahrrädern, die an Straßenrändern vergammeln, weil „Wir“ Wohlstandskinder diese unbequemen Dinger, weil Beinarbeit viel zu anstrengend geworden ist, sie gegen irgendeinen Drahtesel mit Motor ersetzen, der schneller ist, und der wiederum anderen, stinknormalen Radlern ein Dorn im Auge ist, weshalb bereits diese unterschiedlichen Gruppen voneinander wegen ihrer Fortbewegungsart getrennt werden müssten, und wehe, wenn ich dann auch noch an Wanderer oder noch stärker motorisierte Verkehrsteilnehmer denke … und all diese Einzelgruppen protestieren für ihr Recht, das ihnen momentan, wirklich nur momentan als die einzig richtige Fortbewegungsart erscheint, werden dabei populistische Lobbyisten ihrer selbst, denen es vollkommen wurscht ist, was mit ihrem Müll, Schrott passiert, wenn hochwertigeres irgendwo finanzierbar erscheint, selbst wenn das das ist, was sie ursprünglich irgendwie alle einmal behauptet haben, nämlich die Umweltschützer einer aus ihrer Sicht viel besseren Welt zu sein.

Ihr Ex-Rad liegt derweil irgendwo verrottend am Straßenrand, in einem Gewässer, ist bei einem aus Sicht wieder anderer Reichen im Besitz irgendwo anders auf der Welt, wird dort genutzt oder zu anderem verarbeitet.

Niemand ist in diesem Wir besser als der andere in diesem Land, jede Gruppe sollte gleich behandelt werden müssen, aber damit ist Schluss, wenn es darum geht, irgendwo noch einen Zehntel Prozentpunkt bei Wahlen für sich selber heraus zu holen, dann wird mit knallharten Bandagen gegeneinander gekämpft, dann wird der, der eigentlich von sich selber immer behauptet hat, alle Menschen seien gleich, sollten gleiche Rechte haben, plötzlich zu einem, dem alles egal wird, was er immer gesagt hat, dann ist Lobbyismus und Populismus plötzlich erlaubt, weil es ja um irgendeine gute Sache geht, die am liebsten gleich die ganze Welt verbessern soll, samt Klima, samt Rettung aller Wälder und die alle aus unserer „Wir“-Sicht heraus angenommenen Superarmen zu gleichen Superreichen gesunden „Wirs“ machen kann, die diese noch nicht einmal in ihrem eigenen Umfeld sind, weil sie da bereits zu den Superreichen gehören, deren Kind längst die eigene Familie ernährt, weil es bei uns ebenso erfolgreich ist, wie die zurückgelassene Familie im Heimatland, die bereits selber andere von ihrem produzierten, für uns klitzekleinen Wohlstandsmüll leben lässt und anderen vorlebt, wie man etwas bewältigt, selber Motor wird, die vielleicht selber angefeindet wird. Darüber sollte vielleicht nachgedacht werden, von jedem von uns, von allen aus dem was unser „Wir“ ausmacht.

Und vielleicht fällt dann irgendwann auch einmal auf, dass „Wir“ immer nur „Ich“ sein kann, und dass dies endlich auch Parteien, die, die für sie sprechen, Demonstrationsteilmehmer, auch du Tochter oder Sohn, begreifen sollten und jeder einzelne Mensch überhaupt. Und aus meiner Sicht fangen Beeinflussung und Lobbyismus bereits da an, auch die von und bei Wahlenkämpfen, wo hingenommen wird, dass Masse künstlich zusammengerufen wird, um so den Eindruck von Mehrheiten entstehen lassen zu wollen …

©denise-a. langner-urso